Verwaltungsgemeinschaft
Neunburg vorm Wald
 
Gemeinde
Dieterskirchen
 
Markt Neukirchen-
Balbini
 
Markt
Schwarzhofen
 
Gemeinde
Thanstein
 
Neunburg vorm Wald vernetzt
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Die Ortsgeschichte von Dieterskirchen und Umgebung

Chronologie


Im Jahre 1301 wird der Ort Dieterskirchen erstmals als "Dietholtschirchen" urkundlich erwähnt, obwohl seine Existenz bereits Hunderte von Jahren zurückgereicht hat. Bereits 1102 und 1114, also lange vor der Herrschaft des Edelgeschlechts der Warberger, wird in alten Verzeichnissen der Name Dietprechtschirchen genannt. Die Namensgebung geht zurück auf Dietrich, einen Warberger Vasall, der auftragsgemäß eine Eigenkirche im heutigen Dieterskirchen erbaute. Im ältesten Pfarrverzeichnis der Diözese aus dem Jahre 1326 ist der Ort bereits als Pfarrei bezeugt. Bestimmende Geschlechter waren nach den Warbergern (Rueger der Wartberger, Margaret die Warbergerin, Pablik Wartberger) die Herren von Plankenfels (14. und 15. Jh.), Freiherr von Stauff mit Gefolge (16. Jh.) sowie das Geschlecht derer von Horneck, die bis 1836 genannt werden. Die Pfarrkirche der Gemeinde Dieterskirchen stammt aus dem Jahre 1725. Am Chorbogen findet sich das Ehewappen Perlglas Horneck, im Inneren der Kirche Grabplatten der Beigesetzten von Horneck.

 

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Freiherr von Horneck

 

 

Die Ortsteile

 

Bach entstand im 11. Jahrhundert als Bauerndorf im Talgrund der Ascha. Auch hier befand sich zur Stauferzeit ein heimisches Edelgeschlecht. 1237 wird in der Gründungskirche des Klosters Schwarzhofen erstmals ein Friedrich von Bach genannt.


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Postkarte von Dieterskirchen von 1928

 

Prackendorf geht auf eine Gründung der Landgrafen von Leuchtenberg zurück, die sich schon in der frühen Zeit grundherrliche Rechte in der Dieterskirchener Flur sicherten. Für ihre Überlandreiter, die Pferde wechseln mussten, errichteten sie ein Absteigquartier in der Taverne in Dieterskirchen. Diese statteten sie mit wichtigen Realrechten aus.

Pottenhof war ursprünglich ein Einzelhof (als Zeuge wird 1385 Niklas Grinauer zu Pottenhof genannt), entwickelte sich jedoch im Laufe der Zeit zu einem Ortsteil mit bereits 134 Einwohnern im Jahre 1980.

Stegen war eine Ortsgründung im versumpften Talgrund der wasserreichen Ascha, die an dieser Stelle mittels eines Steges überwunden werden konnte. Das Wasser hatte ein so gutes Gefälle, dass man Eisenhammerwerke errichtete. Später erfolgte der Umbau zu einer Mühle.

Weichelau war eine Tochtersiedlung von Altweichelau in der heutigen Gemeinde Niedermurach. Ein Grundherr übergab seinen Nachfahren Waldboden, den sie rodeten und Gebäude errichteten.

Weislitz wurde urkundlich erstmals 1273 als "Wersliz" erwähnt und bestand damals aus zwei Höfen, um die sich später weitere Gebäude gruppierten. 1880 hatte die Ortschaft bereits 97 Einwohner.

 

 

Entwicklung der Landnutzung


Das Gemeindegebiet war in der Frühzeit fast vollständig bewaldet, wahrscheinlich mit Ausnahme des Prackendorfer Mooses. Die ersten Rodungen dürften nur auf minimale Flächen beschränkt gewesen sein. Erst zu Beginn des 11. Jahrhunderts begann die großflächige Zurückdrängung des Waldes durch Rodungstätigkeit. Ein wichtiger Wirtschaftszweig war bis zum Dreißigjährigen Krieg die Eisenerzgewinnung und -verarbeitung in Hammerwerken. Flüsse und Bäche wie die Ascha lieferten Wasserkraft, um die schweren Hämmer anzutreiben (z.B. Katharinenthal/Stegen). Den Rohstoff Holz für die Verhüttung des Erzes entnahm man den dichten Wäldern. Die landwirtschaftliche Nutzung der Feldflur erfuhr im Laufe der Zeit vielfache Änderungen. Zuerst erfolgte die Bestellung der Kulturflächen nach der von den Franken eingeführten Drei-Felder-Wirtschaft (Winter-, Sommergetreide, Brache). Ackerbaulich genutzt wurde dabei vor allem das Gneishügelland im Raum Dieterskirchen/Bach/Prackendorf, die versumpfte Aschaaue entzog sich einer Landbewirtschaftung. Der Wald blieb vorwiegend im Granitbergland erhalten, auf Gneis blieben meist nur einige Waldinseln bestehen, im Nordosten auch flächige Waldbestände.

 

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Arbeiterfamilie

 

An Feldfrüchten dominierten zu Beginn der Neuzeit auf den schlechten Böden Hafer und Roggen. Auf besseren Standorten wurde Weizen und Gerste angebaut. Die Kartoffel setzte sich erst ab Mitte des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, vor allem aufgrund mehrerer Hungersnöte, endgültig durch. Lange Zeit spielte in der Oberpfalz jedoch die Tierhaltung, vor allem von Schafen und Rindern, eine Hauptrolle. Grund hierfür war die große Bedeutung der Eisengewinnung, über die große Bevölkerungsteile ein Auskommen fanden, so dass für Ackerbau wenig Zeit blieb. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg dehnte sich der Ackerbau infolge Zerstörung der Eisenindustrie wieder aus, bei der Tierhaltung setzte sich die Rinderhaltung vermehrt durch.

Das Hutesystem der Oberpfalz bestand vor allem in einer Beweidung der gemeindeeigenen Flächen (Allmende) und dem Eintrieb in die Wälder. Beweidet wurden daneben auch abgeerntete Äcker sowie Ackerbrachen, die eine Phase der Drei-Felder-Wirtschaft darstellten. Mit der Zeit entstanden Triftsysteme zwischen den großen Hutungsflächen, die als parkartige Landschaften mit Zwerstrauchheiden bzw. Borstgrasrasen ausgeprägt waren. Auch die feuchten Talgründe wurden wahrscheinlich beweidet. Viele Flurnamen erinnern an diese Zeit (z. B. "Kühberg" nordwestlich Hauserlohhof, "Kühgesteinet" südöstlich Prackendorf, "Kühberg" nordwestlich Katharinenthal), ebenfalls häufig ist die Bezeichnung "Trat(h)" bzw. "Trad", welche auf Triftwege bzw. Triftbeweidung hinweist (z. B. Tradhof). Viele Weideflächen wurden zur Gewinnung von Winterfutter zusätzlich gemäht (Mähweiden). Die Einstreu für den Stall stammte zumeist aus den Wäldern oder aus dem Stroh der Äcker. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Waldweide und vor allem die Streunutzung der Wälder immer mehr eingeschränkt. Als Ersatz für die bisherige Bracheperiode in der Drei-Felder-Wirtschaft hat sich der Feldfutterbau zunehmend durchgesetzt. In diesem Zeitraum wurden auch zahlreiche vermoorte Talniederungen in ein- bis zweischürige Wiesen umgewandelt. Der häufige Flurname "Seuge" oder "Saige" (z. B. bei Seugenhof) beschreibt dabei eine einschürige, ertragsarme Moorwiese im Talgrund. Die "Pointwiese" lag am Hangfuß, war etwas weniger naß und wurde zweimal gemäht (z. B. "Schneidepoint" am östlichen Ortsrand von Dieterskirchen). Trotz Intensivierung der Landwirtschaft sind in Dieterskirchen noch Reste dieser Feucht- und Naßwiesen erhalten geblieben, die jedoch heute mehr denn je durch Entwässerung und Aufdüngung gefährdet sind.

 

 

Nutzung der Wälder


Das gegenwärtige Waldbild im Gemeindegebiet ist Spiegel einer wechselvollen Wirtschafts- und Bevölkerungsgeschichte des gesamten Landstrichs. Erste Spuren im Wald hinterließ die Besiedlung zu Zeiten der Völkerwanderung (ab Ende des 8. Jahrhunderts). Bis Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgten dann in einer Intensiven und planmäßigen Besiedelungswelle die meisten Ortsgründungen. Die Landschaft hatte annähernd dieselbe Feld-Wald-Verteilung erhalten wie heute. Der gewaltige Bedarf an Bau-, Werk- und Brennholz sowie die intensiv betriebene Waldweide und Streunutzung hatten nachhaltige Auswirkungen auf Ausdehnung, Struktur und Zustand der Wälder zur Folge. Neben der flächenmäßigen Abnahme des Waldes erfolgte vielfach eine tiefgreifende Veränderung der Baumartenzusammensetzung zugunsten der raschwüchsigen und relativ anspruchslosen Fichte und Kiefer. Eine besondere Belastung für die hiesigen Wälder ging von der expandierenden Eisenindustrie aus. Zur Erzeugung von Holzkohle wurden die Wälder im Kahlschlagverfahren mit immer kürzeren Umtriebszeiten genutzt. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurde auf diese Weise großer Raubbau an den Waldbeständen betrieben.

Ab dem 18. Jahrhundert erlangte die Gewinnung von Waldstreu große Bedeutung, als die Haltung von Rindern und damit die Stallhaltung zunahm. Der mit Entnahme der Waldstreu verbundene Entzug von Nährstoffen und organischer Substanz führte zu einer zunehmenden Verarmung der Waldböden. Heute befindet sich ein Teil der Wälder im Besitz der Staatsforstverwaltung und wird entsprechend den Forsteinrichtungsplänen genutzt und gepflegt. Ziel ist es, den dezimierten Laubholzanteil (mitverursacht auch durch übermäßigen Wildverbiß) langfristig ebenso zu erhöhen, wie die Beimischung der durch die allgemeine Luftverschmutzung stark zurückgedrängten Tanne.

 

 

Nutzungsgeschichte des Prackendorfer und Kulzer Mooses


Das Prackendorfer und Kulzer Moos als großflächiges Übergangsmoor stellt für den Landkreis Schwandorf eine geomorphologische und naturschutzfachliche Besonderheit dar, wenngleich der Bereich durch die massive Abtorfung der Vergangenheit schon einiges an Wert eingebüßt hat. Die Nutzung von Mooren läßt sich in Mitteleuropa seit Beginn der Bronzezeit, also für einen Zeitraum von mehr als 4.000 Jahren, nachweisen. Mit der Entwicklung der Gesellschaft hat man auch die Moore immer intensiver genutzt. Am Anfang stand die Brenntorfgewinnung durch in Mooren konservierte, ballartige oder auch ziegelförmige, luftgetrocknete Torfstücke, die eine wichtige Grundlage für die Kupfer- und Zinnschmelze sowie Bronzeherstellung waren. Auch zum Brennen von Tongefäßen wurden gepreßte Torfsoden, das sog. Torfkoks, verfeuert. In der Eisenzeit (ab 400 v. Chr.) wurde dann auch Raseneisenerz für die Eisengewinnung in Mooren abgebaut.

 

Die Torfnutzung in großem Umfang hat sich aber erst mit der Holzverkappung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durchgesetzt, bis sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Brikettfeuerung abgelöst wurde. Hauptabbaustellen waren die ausgedehnten Hochmoore Norddeutschlands sowie Moorflächen der Mittelgebirge und im Alpenvorland. Für das Prackendorfer und Kulzer Moos läßt sich die Nutzungsgeschichte gesichert bis Anfang des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. Zu jener Zeit wurde die 3 bis 4 m mächtige Hochmoorfläche von ortsansässigen Bauern teilweise bis zur Lehmschicht abgebaut. Die gestochenen Soden bzw. die getrockneten Ziegel wurden mit Ochsenkarren abtransportiert; zeitweise waren bis zu 200 Leute im Moor beschäftigt. Nachdem die Torfvorräte im Moos größtenteils abgetragen waren, dienten die Wiesen - wie auch nichtabgebaute Torfrücken, Wege und Torfdarren - zur Streugewinnung. Teile der Waldbereiche wurden niederwaldartig genutzt. Die angrenzenden Ziegeleien befanden sich ausnahmslos auf Kulzer Gemarkung. Sie nahmen ihren Betrieb etwa zur Zeit der Jahrhundertwende auf. Zumindest zeitweise wurde hier Brenntorf aus dem Moor bei der Ziegelherstellung aus Löß- und Verwitterungslehmen verfeuert. Wegen Unrentabilität mußten die Anlagen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder augelassen werden. Anfrang der 60er Jahre endete schließlich auch die Torfnutzung im Gebiet.